Dietmar Schlau | Heilpraktiker für Psychotherapie • Villingen |
Eine Couch und ein alter Therapeut im Sessel - das ist ein Klischee. |
Begründer der Psychoanalyse ist der berühmte Arzt Sigmund Freud aus Wien. Als Erster erforschte und beschrieb er Ende des 19. Jahrhunderts systematisch die Funktionsweise des seelischen Apparates. Nach Vorstellung der Psychoanalytiker sind angeborene Triebe (Sexualtrieb, Überlebenstrieb und Aggression) der Motor für psychisches Geschehen. Triebe streben nach unmittelbarer Befriedigung, doch die Anforderungen der Realität hindern die Triebe an ihrer Entfaltung. Dieser Widerspruch ist die Grundlage für Konflikte.
Ein großer Teil des psychischen Geschehens bleibt unbewusst. Ein wichtiger Grund dafür ist: Einige der psychischen Vorgänge sind mit Schmerzen gekoppelt, doch der seelische Apparat hat die Tendenz unangenehme Empfindungen zu vermeiden.
Das Unbewusste zeigt sich u.a. in "Fehlleistungen" (z.B. den berühmten Freud'schen Versprechern) und in Träumen. Es war eine der großen Leistungen Freuds, etwas zu entdecken, das dem Bewusstsein nicht zugänglich ist - eben das Unbewusste.
Eine weitere großartige Leistung Freuds war es, in dem diffusen und ungreifbaren Geschehen der Seele eine Struktur zu erkennen. Nach Freuds Meinung existieren 3 Komplexe im seelischen Apparat: Das ES, das ICH und das ÜBER-ICH.
Im ES sind die Triebe angesiedelt, sie streben nach unmittelbarer Befriedigung. Der Gegenspieler ist das ÜBER-ICH, dort befinden sich die gesellschaftlichen Normen, die Ge- und Verbote. Das ÜBER-ICH hindert das ES an der sofortigen Triebbefriedigung. (Beispiel: Das ES möchte diese leckere Sahnetorte essen, und zwar sofort und am besten 2 große Stücke! Das ÜBER-ICH aber verbietet es, denn es mahnt, dass Sahnetorte dick macht, zu viel Zucker ungesund ist, und überhaupt ...)
Die dritte Instanz – das ICH – wirkt als Vermittler zwischen den beiden anderen. Es hat die Aufgabe, die Triebe und inneren Konflikte wahrzunehmen, und sowohl den Trieben als auch den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Das ICH ist die Instanz, die mittels der Ratio Entscheidungen fällt. Das ICH ist bei Konflikten zwischen ES und ÜBER-ICH der Bestimmer.
Zentrales Element einer seelischen Störung ist der Konflikt. Ein Konflikt entsteht aus einem Spannungsverhältnis zwischen den Anteilen des seelischen Apparates – klassischer Weise zwischen ES und ÜBER-ICH, also den Triebwünschen und den moralischen Ansprüchen der sozialen Umwelt. Gelingt es den seelischen Mechanismen nicht, einen ausreichenden Kompromiss herzustellen (da das vermittelnde ICH nicht ausgereiften ist), so kann sich ein neurotisches Symptom herausbilden. Um den Menschen vor seelischen Schmerzen zu schonen, drängt die Psyche den Konflikt ins Unbewusste ab. Der Konflikt wird somit nicht wahrgenommen. Was aber wahrgenommen wird, ist die Auswirkung des Konfliktes – eben der Leidensdruck durch die seelische Störung.
Die Idee zur Heilung ist nun Folgende: Gelingt es, den unbewussten Konflikt ins Bewusstsein zu bringen, so kann die Persönlichkeit nachreifen, und den Widerspruch zwischen Trieben und Anforderungen mit einem angemessenen Kompromiss lösen. Damit verschwindet auch das Symptom.
Der Nachteil dieser Methode ist, dass der Patient die leidvolle Situation aufdecken muss. Er muss demnach z.B. ein in der Kindheit erlebtes Trauma erneut durchleben. Dies ist schmerzvoll und meist langwierig, 50 und mehr Therapiestunden (bei 2-3 Sitzungen pro Woche) sind die Regel.
Auch aus Kostengründen wird diese Klassische Psychoanalyse heute durch die tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie ersetzt. Bei Ihr liegt das Augenmerk mehr auf dem Alltagsleben (und nicht wie bei der klassischen Psychoanalyse auf der Kindheit und der persönlichen Entwicklungsgeschichte).
Die Psychoanalyse zeichnet ein eher düsteres, passives Menschenbild. Nach ihrer Meinung hat der Mensch kaum die Möglichkeit der Selbstbestimmung - er ist seinen Trieben ausgeliefert. Innere Strukturen, Kindheit und Gesellschaft bestimmen sein Handeln und Fühlen, wobei vieles im Unbewussten abläuft, und somit seiner Kontrolle entzogen ist. An seiner eigenen Entwicklung kann der Mensch selbst kaum mitgestalten.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Psychoanalyse-Therapie.