Dietmar Schlau | Heilpraktiker für Psychotherapie • Villingen |
Traumsymbole statt Tintenkleckse! |
Der Rorschachtest.
Durch Auswertung von spontanen Einfällen zu Tintenklecksen, hofft man, dem Inneren der Psyche auf die Spur zu kommen. |
Hat man sich einen Knochen gebrochen, kann der Arzt mit dem Röntgenapparat die Verletzung sehen. Doch wie erhalten wir Informationen über eine verletzte Seele? Einen Röntgenapparat für die Seele gibt es ja nicht, oder?
Oh, doch – und der liefert nicht nur Standbilder, sondern ganze Filme. In Farbe, mit Tönen, Gerüchen, Körperempfindungen und sogar Gefühlen.
Dieses geniale "Röntgengerät" sind die Träume, mit ihnen können wir direkt auf die Seele schauen. Das ist eine unschätzbare Hilfe für die Diagnostik und die therapeutische Arbeit – die Seele teilt sich selbst mit, wir sind nicht mehr auf die Interpretation von Tintenklecksen angewiesen.
Alles, was im Traum gezeigt wird, sind Persönlichkeitsanteile des Träumers. Solche sind zum Beispiel: Gewissensinhalte, Erfahrungen, seelische Fähigkeiten, Strategien, Schutzmechanismen, Kräfte, Ressourcen, Bedürfnisse, Ängste ... Alle Inhalte also, die zusammen den "seelischen Apparat" des Träumers gestalten.
Da wir in Bildern träumen, muss die Traumpsyche auch solch "gegenstandslose Elemente" als Bild darstellen. Dazu verwendet sie Symbole – Objekte, Tätigkeiten und Eigenschaften, aber auch Menschen und eine Vielzahl anderer Elemente.
Wenn wir einen Traum analysieren, wissen wir also, welche Persönlichkeitsanteile vorhanden sind. Auch können wir sehen, welche Anteile gerade wie stark sind, und welche miteinander konkurrieren. Das ist einmalig in der Psychotherapie, ich kenne keinen Psychotest und kein Standardverfahren, das solch vielfältige, präzise und unverfälschte Aussagen liefert.
Beispiel:
Leicht zur erkennen sind sogenannte "innere Antreiber". Das sind Wertvorstellungen unserer Psyche. Sie befehlen uns, immer mehr zu leisten und immer schneller zu sein. Sie machen uns ein schlechtes Gewissen, wenn wir im Arbeitsleben nicht Schritt halten, und wenn wir dem Chef die Überstunden verweigern. Sie bewirken, dass wir von unserer unmenschlichen Leistungsgesellschaft mitgerissen werden. Diese inneren Antreiber sind Gewissensinhalte – sie gehören zu den stärksten Kräften der Menschheit.
Ebenfalls leicht zu erkennen sind die Gegenspieler – Fähigkeiten und Ressourcen, die es uns erlauben, menschlich zu sein. Die Gewissheit, dass Glück und Zufriedenheit nicht vom Kontostand oder der Meinung der Nachbarn abhängen. Diese Persönlichkeitsanteile erlauben es uns, "nein" zu sagen, unsere eigenen Bedürfnisse wichtig zu nehmen und die Leistungs- und Erfolgsjagd als un-menschlich zu erkennen. Diese erlaubenden Glaubenssätze gestatten es uns, auch ohne schlechtes Gewissen einen Gang zurück zu schalten.
Diese beiden Pole sind in uns aktiv. In der Traumanalyse kann man nun leicht erkennen, welche dieser zwei Seiten gerade die Oberhand hat. Sie können sich sicher vorstellen, dass dies besonders bei Burnout ein mächtiges Werkzeug ist, mit dem man den seelischen Zustand erfassen kann.
Ich habe tausende Träume analysiert, und in der Tat zeigt sich, dass die antreibenden und verbietenden Elemente immer häufiger in Träumen auftauchen, und sie zudem immer mächtiger werden.
Bei den meisten Psychotests und Fragebogen muss der Klient Aussagen über sich selbst machen. Dabei spielt uns das Unbewusste einen Streich – die Verdrängung lässt uns bestimmte Sachverhalte "vergessen", andere Abwehrmechanismen färben unsere Aussagen ein, das Gewissen beschönigt unser Selbstbild.
Auch antworten wir oft im Sinne der "sozialen Erwünschtheit" – wir sagen das, von dem wir glauben, dass der Andere es hören will.
Die so gewonnenen Informationen haben oft mit den seelischen Tatsachen nicht mehr viel zu tun, und eignen sich daher nur bedingt zur Diagnose und als Therapiegrundlage.
Traumaussagen hingegen sind ehrlich. Der Verstand schläft und kann die Nachrichten nicht manipulieren. Traumsymbole zeigen ein reines, authentisches Bild der seelischen Inhalte.
Träume sind also hilfreich, wenn es darum geht, den aktuellen seelischen Zustand zu erfassen.
Doch damit nicht genug. Die momentane Seelenlage zu erkennen, ist ja nur der Startpunkt. In der Psychotherapie will man ja etwas (zum Besseren) verändern, es soll also ein seelischer Prozess in Gang gebracht werden. Die Frage ist also nicht allein: "Wo steht die Psyche gerade?", sondern: "In welche Richtung bewegt sie sich?"
Hierbei sind Traumanalysen besonders leistungsfähig. Denn durch die unverfälschten Informationen der Psyche, können wir dem Prozess folgen, sind zu jedem Zeitpunkt über die Vorgänge im Bilde. Wir erkennen, wenn der Prozess ins Stocken gerät, oder wenn die Entwicklung gar in die falsche Richtung läuft. Und wir erkennen Fortschritte – oft innerhalb einer einzigen Nacht!
Träume zeigen Persönlichkeitsanteile. Das ist Gold wert, denn wir erkennen Fähigkeiten, die der Klient "schon hat". Diese Fähigkeiten kann man kultivieren und sinnvoll einsetzen, störende Größen kann man in Frage stellen, abschwächen, oder zu Vorteilen umgestalten.
Dadurch sind Klient und Therapeut in der Lage, gezielt zu intervenieren und den Prozess zu steuern. Im Sinne einer aktiv und willentlich gestalteten Psychotherapie ist Traumanalyse von unschätzbarem Wert.
Sie mögen jetzt vielleicht einwenden: "Aber woher weiß ich denn, was ein Traumsymbol wirklich bedeutet?"
Ihre Vorsicht ist verständlich, und ich versichere Ihnen: Die Bedeutung von Traumsymbolen sind universell gültig und objektiv – sie hängen nicht vom Träumer (oder gar vom Therapeuten) ab!
Warum das so ist, und wie es erklärt werden kann, lesen Sie bitte hier: Mein Buch über Traumanalyse.